Freitag, 22. Dezember 2023

22. Dezember - der Herzenswunsch

Als Digedag und Evchen in Steinar ankamen, sahen sie, dass Opa 20 schon fleißig am Schmücken und Vorbereiten war. Sie erzählten ihm kurz vom Winterdorf, begaben sich aber dann schnell in Digedags Labor. Digedag ging zu ihrem Bücherregal und überlegte. „Kann ich dir helfen?“, fragte Evchen. Die 2 Druidinnen holten Stapelweise Bücher und legten sie auf den großen schweren Holztisch. „Lass uns die Zauberbücher durchschauen, ob wir was passendes finden“, schlug Digedag vor.

*

In der gleichen Zeit waren Sienna und Liesl in der Stadt angekommen. Die große Uhr vom Rathaus schlug laut und zeigte auf 9 Uhr. „Lass uns direkt zur Akademie gehen“, sagte Sienna und Liesl folgte ihr. Es war ruhig im großen Gebäude. Ein paar Zauberer und Druiden saßen in verschiedenen Ecken, um zu studieren. „Wie sollen wir vorgehen?“, fragte Liesl. Sienna ging zum großen Schreibtisch und schaute in das alte große Zaubereiverzeichnis. Buchstabe für Buchstabe gingen sie das Register durch und notierten sich mit einer Schreibfeder jedes Regal, das in Frage kommen könnte. Liesl seufzte, das könnte eine ganze Weile dauern.

*

Kiwi, Mutzel und Miro hatten sich auf den Weg zum Weltenbaum begeben. Mutzel atmete tief ein, als sie ankamen. Sie mochte diesen Ort sehr gern. Sie empfand immer eine tiefe Ruhe hier. „Lasst uns gleich am Baum klopften. Es gab ein ganz bestimmtes Klopfmuster, dass die Drei an der Rinde pochen mussten. 1-mal kurz, dann eine Pause und dann folgten weiter 7 Schläge und wieder eine Pause und zum Schluss noch 3 Schläge. Geheimnisvoll entstand eine Tür und sie wurde von Mirella geöffnet: „Der große Rat grüßt Euch Miramagianer, Ihr habt das heilige Klopfzeichen genutzt, um Hilfe zu erbitten. Was in meiner Macht steht, werde ich für Euch tun.“ Sie machte einen Schritt zur Seite und alle Drei konnten den Raum betreten. Ein heimeliges Licht ging von der magischen Kerze am runden Ratstisch aus. Mirella zeigte zu der gepolsterten Sitzecke und sie setzten sich. Mit ruhigen Worten berichtete Moosmutzel von den Geschehnissen der letzten Zeit und hoffte auf Mirellas weise Worte. „Ihr sucht also eine Möglichkeit Herzenswünsche erfüllen zu können“, fragte Mirella und Miro nickte sehr deutlich, „dafür müsst ihr sie allerdings wissen“, gab die weise Frau zu bedenken.

*

Kugelampfer

Inmitten der Bücher saßen Evchen und Digedag und blätterten. „Schau mal hier gibt es einen Wunschzaubertrank“, hatte Evchen grad entdeckt. Digedag blickte auf und las. „Leg das mal zur Seite, es könnte ein guter Anfang sein“, meinte sie dazu. Ein paar Minuten später hatte auch Digedag einen interessanten Abschnitt gefunden. Es war ein Elixier für Herzenssachen. Sie zeigte es Evchen. „Lass uns schauen welche Zutaten in den Tränken verwendet werden, ich denke diese Zaubereien können wir gut miteinander verbinden“, schlug Digedag vor. Evchen blickte in das erste Buch und las: „Schlüsselknollen zum Erkennen, Morgentau klärt den Blick, Kristallfarn macht alles durchsichtig und durch Kugelampfer zeigt es sich.“ „Interessant“, sagte Digedag und zitierte ihr Rezept: Rosen als Blüten der Liebe und Trauerblüten, um den Schmerz zu überwinden, außerdem noch Zwinkerwurz, um eigene Fehler zu erkennen und Kristallfarn für die Klarheit.“ „Der Kristallfarn stimmt schonmal überein, was könnten wir noch verwenden?“ überlegte Evchen. Beide Druidinnen entschieden sich für Schlüsselknollen, Kugelampfer, Rosen und Trauerblüten und dann suchten sie alles zusammen.

*

Es war schon weit nach Mittag und in der Akademie wurde es immer leerer. Sienna und Liesl forschten durch sämtliche Regale und waren mittlerweile schon in der oberen Etage angekommen. „Bis jetzt war alles Fehlanzeige“, stellte Sienna traurig fest, doch Liesl wollte noch nicht aufgeben: „Noch haben wir nicht alles durchsucht, wir finden bestimmt noch was.“ Also suchten sie weiter bis sie sämtliche Regale durchforstet hatten.                                         Am Ende des Ganges entdeckten sie noch einen sehr alten Schrank mit Glastüren. Die Scheiben waren schon leicht blind. Sienna und Liesl gingen hin und öffneten vorsichtig dessen Türen. Es quietschte fürchterlich, vor Schreck atmete Liesl etwas stärker aus und es kam ihnen eine Staubwolke entgegen. Sie husteten. Als sie wieder etwas sehen konnten, bemerkte Sienna: „Diese Bücher waren im Register gar nicht aufgeführt, wahrscheinlich hat hier sehr lange niemand reingeschaut.“ Sie schauten in jedes der Bücher und fanden zum Teil sehr alte Zauber, von denen noch niemand gesprochen hatte.

*

Miro, Kiwi und Mutzel saßen noch bei Mirella und sie erklärte ihnen die verschiedensten Zauber. „Dieser Spruch ist für traurige Menschen, die vergessen haben, dass das Leben schön sein kann:

Hast die Farben du verloren,

siehst du den Zauber grad nicht mehr,

Mit diesem Spruch wird alles neu geboren,

das Leben ist wieder leicht, nicht schwer.

Sie hatte auch noch andere Zaubersprüche für die Drei und Moosmutzel schrieb alles auf ein Pergament mit Feder und Zaubertinte. „Ich habe auch noch einen Reim zum Streitschlichten“, sagte Mirella.

Zwei Seelen getrennt durch Streit,

entzweit durch Uneinigkeit und Neid,

Lasst sie sehen des Anderen Sicht,

denn das bringt ins Dunkel das Licht.

 

„Dieser Spruch ist wunderschön“, schwärmt Moosmutzel, „wie auch die anderen. Wir danken dir von Herzen, Mirella!“ Mit diesem magischen Schatz konnten sie nun ins Winterdorf zum Weihnachtsdrachen zurückkehren und sie hofften, dass auch die anderen etwas herausgefunden hatten.

*

Bei Digedag im Labor brodelte es im Kessel, die Farben der verschiedenen Pflanzen vermischten sich im Topf zu einem Regenbogen. Evchen und Digedag füllten das Elixier in eine Glasphiole und verkorkten sie ganz fest. „Geschafft!“, sagte Evchen und freute sich. „Lass uns wieder zurück ins Winterdorf reisen“, sprach Digedag und sie verließen das Labor und teleportierten sich dahin.

*

Im letzten Buch ganz oben im Schrank, entdeckte Liesl einen besonderen Zauberspruch: „Schau mal Sienna, hier kann man Schnee verzaubern.“ Sienna ließ sich die Stelle mit dem Spruch zeigen. „Das ist toll, lass uns einen Zauber für den Weihnachtsfrieden hineinweben“, war ihre Idee. Sienna und Liesl holten sich aus der unteren Etage Feder, Tinte und einen Zettel und begannen den neuen Zauberspruch zu dichten:

Wenn der Schnee ganz leise fällt,

kommt Weihnachtsfrieden in die miramagische Welt,

Er schwebt über Berg und Tal,

 Freude und Harmonie sind nun überall.

Die Hexen lächelten als sie den Spruch fertig hatten und rollten den Zettel zusammen. „Ab zum Mirolaus“, sagte Liesl.

*

Mittlerweile war es Abend geworden, als langsam alle 6 Bewohner von Steinar wieder beim Weihnachtsdrachen ankamen. Im Dorf waren mittlerweile alle Wunschzettel gut sortiert auf ordentlichen Stapeln und alle setzten sich wieder an den großen runden Tisch. Jeder erzählte von seinem Tag. Digedag stellte stolz die Glasflasche mit der leuchtenden Regenbogenflüssigkeit in die Mitte und Mutzel sowie Sienna legten ihre Pergamente mit den Zaubersprüchen dazu. „Wir sollten es an einem Wunschzettel ausprobieren“, sagte der Mirolaus. „Was, wenn es schief geht?“, fragte Liesl. Da entschloss sich Miro, dass sein Wunschzettel dafür genommen werden sollte und machte sich sofort auf den Weg nach Steinar, um ihn zu holen.

Im Sternenlicht erreichte der kleine Drache wieder das Winterdorf und alle warteten draußen auf ihn. Miro übergab dem Weihnachtsdrachen den Wunschzettel. Eine kleine Träne lief über Miros Wange, denn natürlich hätte er gerne seine Flugausrüstung bekommen, aber das Weihnachtsfest war ihm wichtiger. Der Mirolaus rollte den Zettel auf und blickte kurz darauf, dann nahm Digedag den Regenbogenzaubertrank und ließ einen winzigen Tropfen auf den Wunschzettel fallen. Es rauchte leicht und die Zeichnungen und die Schrift fingen an zu verblassen. Nun war das Blatt leer. Einen Moment später, als der Weihnachtsdrache es wieder zusammenrollen wollte, entstand in ganz zarter Silberschrift: Ich wünsche mir ein zauberhaftes Weihnachtsfest mit allen meinen Freunden aus Steinar. Miro machte große Augen und die anderen schauten zu ihm. „Ist das dein Herzenswunsch?“, fragte ihn der Weihnachtsdrache und Miro konnte in diesem Moment nur nicken, „dann lass uns dafür sorgen, dass dein Wunsch auch in Erfüllung gehen kann“, versprach der Mirolaus.

An diesem Abend kehrten alle zurück nach Steinar und wussten, es gab für den kommenden Tag eine Menge zu tun.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen