Montag, 18. Dezember 2023

18. Dezember - wieder auf der Suche

Der Zeiger der Adventsuhr wanderte zur 18 während Moosmutzel und Miro friedlich schliefen. Draußen schneite es sacht und es lag eine friedliche Stille über dem Dorf. Ab und zu knirschte es leise und dann schaute jemand bei den beiden durchs Fenster, es war ein Schatten, der sich von Haus zu Haus bewegte und dann wieder spurlos verschwand, da der Schnee seine Spuren verbarg.
Am Morgen erwachte die Hexe zuerst und nachdem sie den Frühstückstisch gedeckt hatte, weckte sie Miro. Er rieb sich müde die Augen und stand langsam auf. „Mir geht es schon wieder viel besser“, sagte er und Moosmutzel lächelte ihn an. Gemeinsam ließen sie sich die Himbeermarmelade auf den Murmelbuschbrötchen schmecken und tranken Tee.
Nach dem Frühstück trommelte Miro alle aus Steinar zusammen und erzählte, was Mutzel und er gestern herausgefunden hatten.
Die große Suche begann…
Jeder der Miramagianer suchte in seinem Haus und im Labor, rings um den Zirkel und auch im Lager, aber nirgends konnten sie eine Spur entdecken. Dann schauten sie alles noch einmal gegenseitig ab.
Sienna hob die Schultern und Miro seufzte. Sie haben nirgends etwas gefunden. Sie liefen im Anschluss rings um jedes Feld herum, einmal nach rechts und dann nach links. Bei Opa 20 beobachtete sie dabei die ganze Zeit das Sehgras. Die Augen der
Pflanzen folgten jeder Bewegung. Nach einer Weile fühlte sich Miro sehr verfolgt. Selbst als er um den Zirkel von Opa 20 lief, ließen ihn die Pflanzen nicht aus den Augen. Miro lief auf einmal immer schneller um das Feld und im Wechsel um den Zirkel, er versuchte die Blicke abzuhängen, aber es gelang ihm nicht. „Was machst du hier?“, fragte ihn Opa 20 verwirrt. Miro blieb stehen und schaute ihn unschuldig mit geneigtem Kopf an: „Ich hab nur was ausprobiert“, sagte er, „ich wollte wissen, ob das Sehgras immer alles sieht.“ „Natürlich, es beobachtet immer alles, was hier im Dorf geschieht, wenn jemand ausgewachsenes Sehgras auf dem Feld hat, dabei ist es egal, ob es Tag oder Nacht ist“, meinte Opa. „Oha“, rutschte es dem Drachen heraus, „mmmh…. und könnte es uns das auch sagen?“ „Nicht ohne Zauberei“, antwortete Opa 20. „Was ist denn los?“, fragte Moosmutzel, die gerade zu ihnen gekommen war. „Sehgras beobachtet alles!“ erzählte Miro. Daraufhin entgegnete Mutzel: „Das weiß doch jeder Miramagianer. Warum sagst du mir das?“ „Na, weil Sehgras alles sieht!“, rief der kleine Drache energisch. Jetzt waren Moosmutzel und Opa 20 leicht verwirrt, sie konnten den Gedanken des Drachen nicht folgen. Miro fuchtelte mit seinen Drachenärmchen und gestikulierte: „Wenn die Pflanzen wirklich alles mitbekommen, dann haben sie vielleicht auch den Mirolaus beobachtet!“ Jetzt verstand Mutzel, was der kleine Drache erklären wollte. Sie dachte nach: „Aber dieses Sehgras hat ihn bestimmt nicht gesehen, außer es steht schon länger hier.“ Opa 20 kratzte sich verlegen am Kopf: „Naja, es steht bestimmt schon mindestens seit Anfang Dezember hier. Ich hatte einfach keine Zeit für meine Feldpflege, es gab so viel zu tun.“ Er schaute traurig, aber Miro jubelte neben ihm: „Super, dann hat es bestimmt den Mirolaus gesehen.“ „Das könnte gut sein“, dachte Opa laut und der Schamane blickte seine Pflanzen an, „aber kennt ihr einen Zauber der ihnen dieses Geheimnis entlocken kann?“ „Lasst uns die anderen zusammenrufen und wir beratschlagen gemeinsam“, schlug Moosmutzel vor und so wurde es dann auch gemacht. Alle setzten sich auf die Sitzecke in Opas Vorgarten und redeten. Sie überlegten lange, wie sie die Pflanzen zum Sprechen bringen konnten, aber keine Idee war richtig ausgereift. Da legte Kiwi seinen Zeigefinger abwesend über den Mund und alle anderen verstummten und schauten ihn an. Da sprach er langsam: „Was wäre, wenn sie gar nicht reden müssten, sondern wir versuchen durch ihre Augen zu sehen?“ „Das könnte funktionieren!“, griff Digedag Kiwis Idee auf, „und ich glaube, ich weiß auch wie!“ Sie stand auf und ging zu ihrem Zauberlabor. Miro folgte ihr, er wollte auf keinen Fall etwas verpassen. Digedag stand vor ihrem Kessel und braute, etwas Fliegenpilz und Wildtrauben wanderten in den großen Zaubertopf, der über einer magischen blauen Flamme hing. Dann folgen noch Schneeglöckchen und Zwinkerwurz. Es brodelte und blubberte. Miro war ganz leise, um die Konzentration der Druidin nicht zu stören, aber er beobachtete alles ganz genau. Der Trank war mittlerweile hellblau und Digedag suchte in ihren Regalen nach weiteren Zutaten. Nach ein paar Minuten hatte sie Kugelampfer und Kristallfarnspitzen in der Hand und auch diese wurden dem Sud hinzugefügt. Rauch stieg auf und verwirbelte sich. Binnen von Sekunden wandelte sich der Trank in ein tiefes Dunkelblau. Digedag nahm 2 Reagenzgläser und füllte mit einem Trichter etwas davon hinein. Nun sah sie Miro an und sagte: „Ich bin fertig, wir können zurück zum Feld gehen.“ Beide gingen zu den anderen. Digedag blickte in die Runde und erklärte: „Einer von uns muss den Trank aus einem der Reagenzgläser trinken und das andere träufeln wir über eine der Sehgras-Pflanzen.“ Miro flatterte zu ihr und wollte sofort selbst beginnen, aber die Druidin zog ihre Hand mit dem Glas zurück: „Nein, ich weiß nicht, wie der Trank auf Drachen wirkt!“ Da trat Kiwi hervor und erklärte sich bereit diese Aufgabe zu übernehmen. Er setzte die Flüssigkeit an die Lippen und trank. Zur gleichen Zeit kippte Digedag etwas über das Sehgras. Alle betrachteten den Druiden. Seine Augen wurden abwesend und schienen größer zu werden. Die Sehgraspflanze neben ihm schloss ihr großes Auge. Alle waren still, immer wieder wanderten die Augen von Kiwi hin und her. Nach ungefähr 10 Minuten schloss er die Augen und kehrte zurück. Er atmete tief ein und wieder aus. „Und? Was hast du gesehen?“, fragte Miro nun ungeduldig. „Ich habe den Weihnachtsdrachen in unserem Dorf gesehen, er war am Portal von Mutzel und ist dort hineingegangen“, antwortete Kiwi und dann sank er erschöpft zu Boden. Sofort kümmerten sich die Dorfmitbewohner liebevoll um ihn und zum Glück ging es ihm gleich wieder besser. Jeder Zaubertrank hatte auch seine Nebenwirkungen, die nie unterschätzt werden sollten.
Die Sonne stand mittlerweile nur noch knapp über dem Horizont und so konnte die Suche für heute leider nicht weitergehen. Aber am kommenden Tag würde Miro alle Welten hinter Moosmutzels Portal durchkämmen, bis er den Weihnachtsdrachen gefunden hätte.


2 Kommentare:

  1. Der Weihnachtsdrache ist bestimmt in der Seenwelt, um ein bisschen zu angeln *überleg* ... Oder in der Wüstenwelt, weil es ihm daheim zu kalt war und er ein bisschen Sommerbräune wollte *hihi*
    Bin schon sehr gespannt wie es weitergeht!

    AntwortenLöschen