Einleitungsgeschichte
Miro sitzt in Emmas Küche am Tisch vor einem großen Haufen Miramitsu-Pflanzen.
Er beginnt, Blätter herauszuzupfen.
„Hörst du wohl auf damit!“, fordert Emma ihn auf. „Wenn du sie auseinander rupfst,
kann ich sie für den Nachtisch nicht mehr verwenden.“
Miro seufzt aus tiefstem Herzen.
Emma macht eine knappe Handbewegung. Ein Stuhl saust an den Platz neben Miro,
und sie setzt sich. Sie kneift die Augen zusammen und betrachtet Miro genau von
oben bis unten. Es sieht ihm nicht ähnlich, drinnen zu sitzen, so still zu sein
und ein langes Gesicht zu ziehen.
Sachte berührt sie seine Stirn und fühlt seine Temperator. Er ist heiß wie ein
Vulkan.
Naja, schließlich ist er ein Drache, da sollte das so sein. Sorgen hätte sie
sich gemacht, wenn sie Anzeichen von Kühle gespürt hätte!
„Also was ist los?“ Miro zuckt mit den Flügeln und sieht zu ihr hoch.
„Weißnich“, nuschelt er. „Die anderen Drachen aus dem Dorf sind unterwegs und
haben ein Rennen. Die Feldfeen haben irgend so eine Konferenz zu ihrer
‚Feldpflegemeisterschaft‘ oder so und der Büttel quatscht pausenlos davon, wie
wunderschön die Winterfee ist und dass er unbedingt auf die Suche nach ihr
gehen will. Ich kann sein Gejammer nicht mehr hören…“
„Anders gesagt, du hast gerade niemanden zum spielen und dir ist langweilig“,
schlussfolgert Emma. „Aber das Abendessen für heute zu ruinieren bevor ich
überhaupt gekocht habe, ist auch keine Lösung.“
Eine Weile tippt sie mit dem Finger an ihre Nase und starrt vor sich hin.
„Wie siehts aus, kannst du gut mit Worten umgehen?“, will sie von Miro wissen.
„Jaa, klar!“, Miro ist auf der Hut. „Zumindest wenns um sprechen geht.“
Emma bricht in Gelächter aus: „Das stimmt allerdings! Du hörst kaum auf zu
reden, aber schreiben ist nicht gerade deine Stärke. Wir könnten ein ‚Wörter
finden‘ Spiel machen, du brauchst sie ja nicht aufzuschreiben. Ich wette, es
gibt da draußen eine Menge Miramagianer, die dir da liebend gern weiterhelfen.
Also, ich gebe dir ein Wort und du versuchst, aus seinen Buchstaben andere
Wörter zu bilden. Mal sehen, wer von uns beiden besser ist – was meinst du?“
„Mhmm. Ganz egal, welche Wörter?“, will Miro wissen.
„Nun, ein paar Regeln brauchen wir schon“, meint Emma. „Wie man das aus einem
anderen berühmten Spiel kennt, gelten alle möglichen korrekten Formen von
deutschen Wörtern, die im Wörterbuch zu finden sind. Du könntest also
‚Koch‘, ‚kocht‘, ‚koche‘, ‚kochst‘, ,kochen‘, ‚kochte‘ und so weiter nehmen“,
nennt sie als Beispiele.
„Kapiert“, nickt Miro.
„Aber: Namen von Leuten und Orten sind nicht erlaubt“, fährt Emma fort.
„OK, dann sind also „Stadt“ und „Mutter“ raus?“
„Nein, nein. Die beiden zählen. Aber der Vorname deiner Mutter wäre raus. Und
auch ‚Berlin‘ oder ‚Donau‘“, erklärt sie. „Und jedes Wort muss mindestens
vier Buchstaben lang sein.“
„Pöh. Das ist gemein. Dann sind ja ‚ich‘, ‚mir‘ und ‚Miro‘ alle raus.“ Miro
zieht eine Schnute. „Na, mein Lieber, es dreht sich ja nicht nur um dich.“ Emma
lächelt ihm zu. „Ich bin sicher, dir fallen noch eine Menge anderer Sachen ein.
Und du könntest auch die Dörfer besuchen und die Miramagianer um Hilfe bitten!“
Miro hüpft in die Luft und stößt sich um ein Haar an der Lampe. Seine Flügel
flattern wie wild und einen Sekundenbruchteil später ist er durch die Tür
verschwunden.
RUMMS! „Autsch.“
Miro steckt seine Nase nochmal in die Küche.
„Schulligung, hab den Garderobenständer im Flur bei meiner Überschlagswende mit
der Flügelspitze erwischt… Ich glaube, ich brauche ein bisschen Zeit, damit ich
die Miramagianer in den ganzen Dörfern abklappern und ihre Wörter einsammeln
kann“, erklärt er. „In Ordnung, mein Schatz. Ein Tag sollte dazu ausreichen,
oder?“ „Ein Tag??? Soll ich mir beim Überschallfliegen den Hals brechen?“, ruft
Miro entsetzt.
„Um Himmels Willen, natürlich nicht! Was hältst du dann von zwei Tagen – es
sollte ja immer noch eine Herausforderung bleiben“, schlägt Emma vor.
Miro nickt. Sein ganz privates Rennen, das würde großartig werden!
„Auf die Plätze, fertig – los!“ Im nächsten Augenblick saust er schon wieder
aus der Küche hinaus.
RUMMS! „Au. Verflixt!“ Verwirrt kehrt Miro erneut in die Küche zurück.
„Schulligung, Emma! Ich hab versucht anzuhalten, aber die Luft bei dir ist
irgendwie extra dünn und rutschig… WELCHES Wort nehmen wir denn dafür als
Anfang??“ „Nachdem du sie mir fast ruiniert hast – wie wär‘s mit ‚MIRAMITSU‘?“,
schlägt sie vor.
Miro grinst von einem Ohr zum anderen: „Damit können wir eine Menge Wörter
bauen. Du wirst verlieren, Emma, aber sowas von!“
Wie ein Wirbelwind fegt er durch den Flur aus dem Haus und lässt Emma endlich
in Ruhe ihre Hausarbeit erledigen.
Regeln für gültige Wörter:
- Benutze nur die Buchstaben, die in dem Wort „MIRAMITSU“ vorkommen: deine Wörter dürfen jeweils ein A, R, S, T, U enthalten und je bis zu zwei I, M.
- Jedes Wort muss mindestens vier Buchstaben lang sein.
- Namen von Personen und geographischen Orten sind nicht zugelassen.
- Die Grundform der Wörter muss im deutschen Wörterbuch zu finden sein.
- Jede grammatikalisch Korrekte Form/Ableitung zählt für sich genommen (z.B. singen, singe, singst, singt, sang…).
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