Als Digedag und Evchen in Steinar ankamen, sahen sie, dass Opa 20 schon fleißig am Schmücken und Vorbereiten war. Sie erzählten ihm kurz vom Winterdorf, begaben sich aber dann schnell in Digedags Labor. Digedag ging zu ihrem Bücherregal und überlegte. „Kann ich dir helfen?“, fragte Evchen. Die 2 Druidinnen holten Stapelweise Bücher und legten sie auf den großen schweren Holztisch. „Lass uns die Zauberbücher durchschauen, ob wir was passendes finden“, schlug Digedag vor.
*
In der gleichen Zeit waren Sienna und Liesl in der Stadt
angekommen. Die große Uhr vom Rathaus schlug laut und zeigte auf 9 Uhr. „Lass
uns direkt zur Akademie gehen“, sagte Sienna und Liesl folgte ihr. Es war ruhig
im großen Gebäude. Ein paar Zauberer und Druiden saßen in verschiedenen Ecken,
um zu studieren. „Wie sollen wir vorgehen?“, fragte Liesl. Sienna ging zum großen
Schreibtisch und schaute in das alte große Zaubereiverzeichnis. Buchstabe für
Buchstabe gingen sie das Register durch und notierten sich mit einer
Schreibfeder jedes Regal, das in Frage kommen könnte. Liesl seufzte, das könnte
eine ganze Weile dauern.
Kiwi, Mutzel und Miro hatten sich auf den Weg zum Weltenbaum begeben. Mutzel atmete tief ein, als sie ankamen. Sie mochte diesen Ort sehr gern. Sie empfand immer eine tiefe Ruhe hier. „Lasst uns gleich am Baum klopften. Es gab ein ganz bestimmtes Klopfmuster, dass die Drei an der Rinde pochen mussten. 1-mal kurz, dann eine Pause und dann folgten weiter 7 Schläge und wieder eine Pause und zum Schluss noch 3 Schläge. Geheimnisvoll entstand eine Tür und sie wurde von Mirella geöffnet: „Der große Rat grüßt Euch Miramagianer, Ihr habt das heilige Klopfzeichen genutzt, um Hilfe zu erbitten. Was in meiner Macht steht, werde ich für Euch tun.“ Sie machte einen Schritt zur Seite und alle Drei konnten den Raum betreten. Ein heimeliges Licht ging von der magischen Kerze am runden Ratstisch aus. Mirella zeigte zu der gepolsterten Sitzecke und sie setzten sich. Mit ruhigen Worten berichtete Moosmutzel von den Geschehnissen der letzten Zeit und hoffte auf Mirellas weise Worte. „Ihr sucht also eine Möglichkeit Herzenswünsche erfüllen zu können“, fragte Mirella und Miro nickte sehr deutlich, „dafür müsst ihr sie allerdings wissen“, gab die weise Frau zu bedenken.
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Kugelampfer |
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Es war schon weit nach Mittag und in der Akademie wurde es
immer leerer. Sienna und Liesl forschten durch sämtliche Regale und waren
mittlerweile schon in der oberen Etage angekommen. „Bis jetzt war alles
Fehlanzeige“, stellte Sienna traurig fest, doch Liesl wollte noch nicht
aufgeben: „Noch haben wir nicht alles durchsucht, wir finden bestimmt noch
was.“ Also suchten sie weiter bis sie sämtliche Regale durchforstet hatten. Am Ende des Ganges entdeckten sie noch einen
sehr alten Schrank mit Glastüren. Die Scheiben waren schon leicht blind. Sienna
und Liesl gingen hin und öffneten vorsichtig dessen Türen. Es quietschte
fürchterlich, vor Schreck atmete Liesl etwas stärker aus und es kam ihnen eine
Staubwolke entgegen. Sie husteten. Als sie wieder etwas sehen konnten, bemerkte
Sienna: „Diese Bücher waren im Register gar nicht aufgeführt, wahrscheinlich
hat hier sehr lange niemand reingeschaut.“ Sie schauten in jedes der Bücher und
fanden zum Teil sehr alte Zauber, von denen noch niemand gesprochen hatte.
*
Miro, Kiwi und Mutzel saßen noch bei Mirella und sie
erklärte ihnen die verschiedensten Zauber. „Dieser Spruch ist für traurige
Menschen, die vergessen haben, dass das Leben schön sein kann:
Hast die Farben du verloren,
siehst du den Zauber grad nicht mehr,
Mit diesem Spruch wird alles neu geboren,
das Leben ist wieder leicht, nicht schwer.
Sie hatte auch noch andere Zaubersprüche für die Drei und
Moosmutzel schrieb alles auf ein Pergament mit Feder und Zaubertinte. „Ich habe
auch noch einen Reim zum Streitschlichten“, sagte Mirella.
Zwei Seelen getrennt durch Streit,
entzweit durch Uneinigkeit und Neid,
Lasst sie sehen des Anderen Sicht,
denn das bringt ins Dunkel das Licht.
„Dieser Spruch ist wunderschön“, schwärmt Moosmutzel, „wie
auch die anderen. Wir danken dir von Herzen, Mirella!“ Mit diesem magischen
Schatz konnten sie nun ins Winterdorf zum Weihnachtsdrachen zurückkehren und
sie hofften, dass auch die anderen etwas herausgefunden hatten.
*
Bei Digedag im Labor brodelte es im Kessel, die Farben der
verschiedenen Pflanzen vermischten sich im Topf zu einem Regenbogen. Evchen und
Digedag füllten das Elixier in eine Glasphiole und verkorkten sie ganz fest.
„Geschafft!“, sagte Evchen und freute sich. „Lass uns wieder zurück ins
Winterdorf reisen“, sprach Digedag und sie verließen das Labor und teleportierten
sich dahin.
*
Im letzten Buch ganz oben im Schrank, entdeckte Liesl einen
besonderen Zauberspruch: „Schau mal Sienna, hier kann man Schnee verzaubern.“
Sienna ließ sich die Stelle mit dem Spruch zeigen. „Das ist toll, lass uns
einen Zauber für den Weihnachtsfrieden hineinweben“, war ihre Idee. Sienna und
Liesl holten sich aus der unteren Etage Feder, Tinte und einen Zettel und
begannen den neuen Zauberspruch zu dichten:
Wenn der Schnee ganz leise fällt,
kommt Weihnachtsfrieden in die miramagische Welt,
Er schwebt über Berg und Tal,
Freude und
Harmonie sind nun überall.
Die Hexen lächelten als sie den Spruch fertig hatten und
rollten den Zettel zusammen. „Ab zum Mirolaus“, sagte Liesl.
*
Mittlerweile war es Abend geworden, als langsam alle 6
Bewohner von Steinar wieder beim Weihnachtsdrachen ankamen. Im Dorf waren
mittlerweile alle Wunschzettel gut sortiert auf ordentlichen Stapeln und alle setzten sich wieder an den großen
runden Tisch. Jeder erzählte von seinem Tag. Digedag stellte stolz die
Glasflasche mit der leuchtenden Regenbogenflüssigkeit in die Mitte und Mutzel
sowie Sienna legten ihre Pergamente mit den Zaubersprüchen dazu. „Wir sollten
es an einem Wunschzettel ausprobieren“, sagte der Mirolaus. „Was, wenn es
schief geht?“, fragte Liesl. Da entschloss sich Miro, dass sein Wunschzettel
dafür genommen werden sollte und machte sich sofort auf den Weg nach Steinar,
um ihn zu holen.
Im Sternenlicht erreichte der kleine Drache wieder das
Winterdorf und alle warteten draußen auf ihn. Miro übergab dem
Weihnachtsdrachen den Wunschzettel. Eine kleine Träne lief über Miros Wange,
denn natürlich hätte er gerne seine Flugausrüstung bekommen, aber das
Weihnachtsfest war ihm wichtiger. Der Mirolaus rollte den Zettel auf und
blickte kurz darauf, dann nahm Digedag den Regenbogenzaubertrank und ließ einen
winzigen Tropfen auf den Wunschzettel fallen. Es rauchte leicht und die
Zeichnungen und die Schrift fingen an zu verblassen. Nun war das Blatt leer.
Einen Moment später, als der Weihnachtsdrache es wieder zusammenrollen wollte,
entstand in ganz zarter Silberschrift: Ich wünsche mir ein zauberhaftes
Weihnachtsfest mit allen meinen Freunden aus Steinar. Miro machte große Augen
und die anderen schauten zu ihm. „Ist das dein Herzenswunsch?“, fragte ihn der
Weihnachtsdrache und Miro konnte in diesem Moment nur nicken, „dann lass uns
dafür sorgen, dass dein Wunsch auch in Erfüllung gehen kann“, versprach der
Mirolaus.
An diesem Abend kehrten alle zurück nach Steinar und
wussten, es gab für den kommenden Tag eine Menge zu tun.
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