18. Dezember - wieder auf der Suche
Der Zeiger der Adventsuhr wanderte zur 18 während Moosmutzel
und Miro friedlich schliefen. Draußen schneite es sacht und es lag eine
friedliche Stille über dem Dorf. Ab und zu knirschte es leise und dann schaute
jemand bei den beiden durchs Fenster, es war ein Schatten, der sich von Haus zu
Haus bewegte und dann wieder spurlos verschwand, da der Schnee seine Spuren
verbarg.
Am Morgen erwachte die Hexe zuerst und nachdem sie den
Frühstückstisch gedeckt hatte, weckte sie Miro. Er rieb sich müde die Augen und
stand langsam auf. „Mir geht es schon wieder viel besser“, sagte er und
Moosmutzel lächelte ihn an. Gemeinsam ließen sie sich die Himbeermarmelade auf
den Murmelbuschbrötchen schmecken und tranken Tee.
Nach dem Frühstück trommelte Miro alle aus Steinar zusammen
und erzählte, was Mutzel und er gestern herausgefunden hatten.
Die große Suche begann…
Jeder der Miramagianer suchte in seinem Haus und im Labor,
rings um den Zirkel und auch im Lager, aber nirgends konnten sie eine Spur
entdecken. Dann schauten sie alles noch einmal gegenseitig ab.
Sienna hob die Schultern und Miro seufzte. Sie haben
nirgends etwas gefunden. Sie liefen im Anschluss rings um jedes Feld herum,
einmal nach rechts und dann nach links. Bei Opa 20 beobachtete sie dabei die
ganze Zeit das Sehgras. Die Augen der Pflanzen folgten jeder Bewegung. Nach
einer Weile fühlte sich Miro sehr verfolgt. Selbst als er um den Zirkel von Opa
20 lief, ließen ihn die Pflanzen nicht aus den Augen. Miro lief auf einmal
immer schneller um das Feld und im Wechsel um den Zirkel, er versuchte die Blicke
abzuhängen, aber es gelang ihm nicht. „Was machst du hier?“, fragte ihn Opa 20
verwirrt. Miro blieb stehen und schaute ihn unschuldig mit geneigtem Kopf an:
„Ich hab nur was ausprobiert“, sagte er, „ich wollte wissen, ob das Sehgras
immer alles sieht.“ „Natürlich, es beobachtet immer alles, was hier im Dorf
geschieht, wenn jemand ausgewachsenes Sehgras auf dem Feld hat, dabei ist es
egal, ob es Tag oder Nacht ist“, meinte Opa. „Oha“, rutschte es dem Drachen
heraus, „mmmh…. und könnte es uns das auch sagen?“ „Nicht ohne Zauberei“,
antwortete Opa 20. „Was ist denn los?“, fragte Moosmutzel, die gerade zu ihnen
gekommen war. „Sehgras beobachtet alles!“ erzählte Miro. Daraufhin entgegnete
Mutzel: „Das weiß doch jeder Miramagianer. Warum sagst du mir das?“ „Na, weil
Sehgras alles sieht!“, rief der kleine Drache energisch. Jetzt waren Moosmutzel
und Opa 20 leicht verwirrt, sie konnten den Gedanken des Drachen nicht folgen. Miro
fuchtelte mit seinen Drachenärmchen und gestikulierte: „Wenn die Pflanzen
wirklich alles mitbekommen, dann haben sie vielleicht auch den Mirolaus
beobachtet!“ Jetzt verstand Mutzel, was der kleine Drache erklären wollte. Sie
dachte nach: „Aber dieses Sehgras hat ihn bestimmt nicht gesehen, außer es
steht schon länger hier.“ Opa 20 kratzte sich verlegen am Kopf: „Naja, es steht
bestimmt schon mindestens seit Anfang Dezember hier. Ich hatte einfach keine
Zeit für meine Feldpflege, es gab so viel zu tun.“ Er schaute traurig, aber
Miro jubelte neben ihm: „Super, dann hat es bestimmt den Mirolaus gesehen.“
„Das könnte gut sein“, dachte Opa laut und der Schamane blickte seine Pflanzen
an, „aber kennt ihr einen Zauber der ihnen dieses Geheimnis entlocken kann?“ „Lasst
uns die anderen zusammenrufen und wir beratschlagen gemeinsam“, schlug
Moosmutzel vor und so wurde es dann auch gemacht. Alle setzten sich auf die
Sitzecke in Opas Vorgarten und redeten. Sie überlegten lange, wie sie die
Pflanzen zum Sprechen bringen konnten, aber keine Idee war richtig ausgereift. Da
legte Kiwi seinen Zeigefinger abwesend über den Mund und alle anderen
verstummten und schauten ihn an. Da sprach er langsam: „Was wäre, wenn sie gar
nicht reden müssten, sondern wir versuchen durch ihre Augen zu sehen?“ „Das
könnte funktionieren!“, griff Digedag Kiwis Idee auf, „und ich glaube, ich weiß
auch wie!“ Sie stand auf und ging zu ihrem Zauberlabor. Miro folgte ihr, er
wollte auf keinen Fall etwas verpassen. Digedag stand vor ihrem Kessel und
braute, etwas Fliegenpilz und Wildtrauben wanderten in den großen Zaubertopf,
der über einer magischen blauen Flamme hing. Dann folgen noch Schneeglöckchen
und Zwinkerwurz. Es brodelte und blubberte. Miro war ganz leise, um die
Konzentration der Druidin nicht zu stören, aber er beobachtete alles ganz
genau. Der Trank war mittlerweile hellblau und Digedag suchte in ihren Regalen
nach weiteren Zutaten. Nach ein paar Minuten hatte sie Kugelampfer und
Kristallfarnspitzen in der Hand und auch diese wurden dem Sud hinzugefügt.
Rauch stieg auf und verwirbelte sich. Binnen von Sekunden wandelte sich der
Trank in ein tiefes Dunkelblau. Digedag nahm 2 Reagenzgläser und füllte mit
einem Trichter etwas davon hinein. Nun sah sie Miro an und sagte: „Ich bin
fertig, wir können zurück zum Feld gehen.“ Beide gingen zu den anderen. Digedag
blickte in die Runde und erklärte: „Einer von uns muss den Trank aus einem der
Reagenzgläser trinken und das andere träufeln wir über eine der
Sehgras-Pflanzen.“ Miro flatterte zu ihr und wollte sofort selbst beginnen,
aber die Druidin zog ihre Hand mit dem Glas zurück: „Nein, ich weiß nicht, wie
der Trank auf Drachen wirkt!“ Da trat Kiwi hervor und erklärte sich bereit
diese Aufgabe zu übernehmen. Er setzte die Flüssigkeit an die Lippen und trank.
Zur gleichen Zeit kippte Digedag etwas über das Sehgras. Alle betrachteten den
Druiden. Seine Augen wurden abwesend und schienen größer zu werden. Die
Sehgraspflanze neben ihm schloss ihr großes Auge. Alle waren still, immer
wieder wanderten die Augen von Kiwi hin und her. Nach ungefähr 10 Minuten
schloss er die Augen und kehrte zurück. Er atmete tief ein und wieder aus. „Und?
Was hast du gesehen?“, fragte Miro nun ungeduldig. „Ich habe den
Weihnachtsdrachen in unserem Dorf gesehen, er war am Portal von Mutzel und ist
dort hineingegangen“, antwortete Kiwi und dann sank er erschöpft zu Boden. Sofort
kümmerten sich die Dorfmitbewohner liebevoll um ihn und zum Glück ging es ihm gleich
wieder besser. Jeder Zaubertrank hatte auch seine Nebenwirkungen, die nie
unterschätzt werden sollten.
Die Sonne stand mittlerweile nur noch knapp über dem
Horizont und so konnte die Suche für heute leider nicht weitergehen. Aber am
kommenden Tag würde Miro alle Welten hinter Moosmutzels Portal durchkämmen, bis
er den Weihnachtsdrachen gefunden hätte.
Der Weihnachtsdrache ist bestimmt in der Seenwelt, um ein bisschen zu angeln *überleg* ... Oder in der Wüstenwelt, weil es ihm daheim zu kalt war und er ein bisschen Sommerbräune wollte *hihi*
AntwortenLöschenBin schon sehr gespannt wie es weitergeht!
Oh ja, lass dich überraschen... LG Mutzel
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